Kelberger Episoden – Ein Rundweg mit einer Länge von zehn Kilometern führt vorbei an den Resten einstiger Land- und Forstwirtschaft wie der Wacholderheide, gepaart mit Sagen und Mythen wie die vom Pestkreuz und der wundertätigen Pieta.
Kelberg ist vor allem für seine Geschichtsstraße bekannt, die Geschichten von alten Bäumen, Grabhügeln und Meilensteinen erzählt. Darüber werde ich in einem anderen Beitrag berichten. Die Kelberger Episoden , die erst in diesem Frühjahr zusammen mit den Kelberger Panoramen eröffnet wurden, entpuppen sich als perfekte Ergänzung zum Geschichtsweg, wobei einige Stationen auf beiden Routen zu zu finden sind. Die Route beginnt am Wanderparkplatz am Markt, bis zu einem Rastplatz am Ortsausgang verlaufen die Strecken beider Wanderwege gemeinsam.
Eine gemeinsame Station ist zum Beispiel die Pfarrkirche St. Vinzenz, die wie eine Trutzburg in der Mitte des Ortes liegt und so automatisch zum markanten Wegpunkt der Wanderung wird.
Die Anfänge der Pfarrei Kelberg liegen im 9. Jahrhundert. Die vermutlich zwischen 1150 und 1200 erbaute Pfarrkirche vereint Bausubstanz aus verschiedenen Epochen: Der Turm ist wohl vor 1200 in einem massiven Baustil erbaut, das Untergeschoss im romanischen Stil (römischer Wehrturm).
Außer dem Turm ist von der alten Pfarrkirche kaum etwas erhalten geblieben. Die drei Joche des Langhaus wurden 1912/13 im neogotischen Stil erbaut. Der Chor, im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde nach 1945 wiederaufgebaut. Das moderne Querschiff war 1972 vollendet, es versucht alte Formen aufzunehmen. Im Jahr 1996 fand eine umfassende Renovierung der Kirche statt.
Quelle
Das offene „Tempelchen“ vor der Kirche stammt aus dem Jahr 1708 und wurde 1950 erneuert (Kleine Kirchenführer der Pfarrei Kelberg).
Im Ort verläuft die Führung beider Wege — Die Episoden und der Panoramaweg — gemeinsam. Es lohnt sehr, mit offenen Augen und wachen Sinnen durch den Ort zu gehen. Es ist einiges an schöner und liebevoll hergerichteter alter Bausubstanz zu sehen.
Am Ortsausgang teilen sich beide Wege, die Kelberger Episoden führen fast unmittelbar auf den Kreuzweg am Schwarzenberg. 14 neugotische Stationsbilder mit wunderschönen Darstellungen als Sandstein-Relief säumen diesen auch landschaftlich schönen Weg. Der Kreuzweg ist gleichzeitig die Station 2 der Geschichtsstraße Rund um den Hochkelberg. Er wurde am 18. April 1864, einem Karfreitag, eingeweiht.
Der Kreuzweg endet an der Kapelle auf dem Schwarzenberg, sie stammt aus dem Jahre 1719, das davorstehende Basalthochkreuz aus dem Jahre 1785. Aus Dankbarkeit nach Überwindung der Pest wurde die spätgotische Kapelle auf dem Schwarzenberg 1719 erweitert.
Die stichbogenartigen Fenster mit Tonnengewölbe stammen aus dieser Bauphase. Die Glasmalereien im Langhaus und im Chor sind 1920 von dem Glasmaler Maier aus Bad Neuenahr geschaffen worden. Die Wallfahrtskapelle beherbergt ein Bild der Schmerzhaften Mutter Gottes (Pietà), von deren Heilkraft die alten Krücken und Votivtafeln im Innern der Kapelle zeugen.
„Im Kreuz ist Heil” steht auf dem alten Holzkreuz direkt vor der Kapelle. In der Inschrift auf der Holztafel heißt es: „Kreuz des Friedens. Beschütze Du mit Deiner Macht unser Eifelvolk und unsere Heimat. Hilf uns in aller Not.”
In Sichtweite der Wallfahrtskapelle liegt die letzte Ruhestätte gefallener Soldaten. Dieser Ehrenfriedof ist auch Station 3 der Geschichtsstraße Rund um den Hochkelberg
Weiter geht es oberhalb des Trierbach zum Ortsteil Zermüllen. Wir passieren die Wacholderheide am Müllenberg. Auf dem Müllenberg steht Die alte Eiche, seit 1940 als Naturdenkmal bezeichnet. Diese Eiche wurde vor vielen Jahren chirurgisch behandelt und wird auf ca. 330 Jahre geschätzt. Als 5. Station ist sie ebenfalls ein markanter Punkt auf der Geschichtsstraße.
Von Zermüllen geht es nun über wunderschöne Wiesen- und Waldwege oberhalb und entlang des Krumbach zum Aussichtspunkt auf dem Jeckelsberg. Hier bestaunen wir, wie mit wenigen Mitteln aus einem an sich normalen Aussichtspunkt auf einem Wanderweg ein zur Rast einladender Minipark geschaffen wurde.
Am Surbüsch erreichen wir das Spitze Kreuz, ein Votivkreuz (Gelöbniskreuz). Die Sage erzählt, dass im Jahr 1639 im Kelberger Raum die Pest wütete. Vor allem Bodenbach hatte darunter schrecklich zu leiden, die Hälfte der Dorfbewohner war bereits dahingerafft worden. Die Pesttoten mussten mit einem Fuhrwerk nach Kelberg zum Friedhof gebracht werden.
„Pitzens Hannes“ aus Bodenbach war in dieser Nacht mit seinem Ochsengespann unterwegs, die Toten des vergangenen Tages nach Kelberg zu transportieren. Plötzlich hielten seine Gespanntiere im Surbüsch vor Ermattung inne. Das ganze Elend der Zeit brach über ihn herein, Pitzens Hannes fiel auf die Knie nieder und betete: „Herr, wenn das die letzten Pesttoten sein sollten, die wir nach Kelberg transportieren müssen, will ich zum Dank an dieser Stelle ein Kreuz errichten lassen.“
Tatsächlich ging die Krankheit wenige Tage später zurück und wie versprochen errichtete er an der Stelle des Gelöbnisses das Spitze Kreuz. Wer die Sage lesen möchte, bitte hier: Sagenhafte Vulkaneifel
Vom Surbüsch geht es nun entlang Bachlaufes Herrenseifen zügig zurück zum Ortskern von Kelberg, wo wir unsere Wanderung in der Nähe der Touristinformation Kelberg beschließen. Insgesamt eine sehr lohnende Wanderung, die neben der landschaftlichen Schönheit auch eine Menge über Geschichte, Sagen und Kultur der Region um den Hochkelberg — Siedlungsgebiet von Kelten und Römern — vermittelt. Mein Fazit: Beeindruckend!
Disclaimer
Ich wurde von der Touristinformation Kelberg eingeladen, die Wanderwege rund um den Hochkelberg zu erwandern. Übernachtet habe ich kostenfrei, alle anderen Kosten trug ich selbst. Die Übernahme der Übernachtungskosten hat meine Beurteilung der „Kelberger Episoden“ in keiner Weise beeinflusst.