Sieben Maare auf einen Streich! Ein Streich stimmt nicht ganz, man braucht zwei Tage. Die haben es aber in sich. Weltklassestart am Schalkenmehrener Maar. Zum Glockengießer nach Brockscheid, das Hitsche Maar, ein verwunschenes Trockenmaar, das Dürre Maar und das Holzmaar – der erste Wandertag glüht vor Höhepunkten.
So beschreibt die Seite des Eifelsteig den Maare-Pfad, einen Partnerweg des Eifelsteig. Was ist dran an dieser eher euphorischen Beschreibung? Als jemand, der im Land der Maare und Vulkane oft und gerne unterwegs ist, überzeuge ich mich dann doch mal selbst.
Start des Maare-Pfad in Schalkenmehren
Die erste Etappe auf dem Maare-Pfad führt mich von Schalkenmehren zum Pulvermaar. Das Wetter ist bescheiden, es tröpfelt und später wird es ordentlich gießen. Kann sein, dass ich deshalb den »Weltklassestart am Schalkenmehrener Maar« etwas anders empfinde. Wer sich nicht auskennt, sollte das Schalkenmehrener Maar vor dem Tourstart umrunden, die Tour berührt das Maar garnicht, sondern es geht von der Touristinfo durch den Ort auf den Johannisberg.
Überschlägt man sich am Tourstart mit der Markierung des Maare-Pfad, muss ich später schon sehr genau hinsehen, um den Abzweig aus dem Ort heraus nicht zu übersehen, er ist sehr sparsam gekennzeichnet. Da die Maare-Runde in eine andere Richtung führt, sollte man sich zunächst am schwarzen Dreieck des Eifelsteig orientieren.
Die Straße geht in einen Schottwerweg über und wenn ich zurückblicke kann ich sogar einen verschämten Blick aufs Schalkenmehrener Maar erhaschen. Warum man den kurzen Rundweg um’s Maar nicht in die Tour auf dem Maare-Pfad aufgenommen hat, bleibt mir ein Rätsel.
Auf der Höhe habe ich freien Blick in die weite Vulkaneifel, die Sternwarte Hohe List und auch auf Schalkenmehren. Der Hauptwegweiser auf dem Johannisberg kennt den Maare-Pfad nicht, ich folge dem Hinweis des Eifelsteig nach Manderscheid und gehe auf den Schotterweg wieder hangabwärts. Auf halber Höhe teilt sich der Weg, ich verlasse den Eifelsteig und folge dem Maare-Pfad. Im Tal gibt es einen Hinweis auf eine geänderte Wegführung, es geht durch ein selbstschließendes Gatter durchs Rasbachtal, in dem derzeit wohl Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt werden.
Durch einen lichten Wald geht es weiter und der Maare-Pfad nähert sich der L64, deren Geräusche mich dann eine Weile begleiten. Die Wegbeschaffenheit wechselt zwischen Wald- und Schotterweg, die Vegetation zwischen Wald und Lichtung. So erreiche ich das Bachtal des Königsbrühl, quere ihn über ein Brückchen und für ein Weilchen macht der Pfad seinem Namen alle Ehre.
Aber nicht lange, bald bin ich an der L64, der Maare-Pfad läuft etwa 300 m parallel zur L64, bevor es am Eichenhof vorbei nach Brockscheid geht. Hier ist man mit der Aufbereitung des Weges nicht sehr weit, es geht durch hüfthohes Gras. Lange Hosen sind wegen der Zeckengefahr noch angebracht.
In Brockscheid in die Eifeler Glockengießerei
Ich erreiche Brockscheid und gelange damit zum ersten wirklichen Highlight der Tour: Die Eifeler Glockengießerei Mark in Brockscheid ist ziemlich einzigartig in der Eifel und insbesondere für Familien mit Kindern ist der Besuch in Brockscheid ein Erlebnis. Auch ich hatte großes Glück: 15 Minuten nach meiner Ankunft begann ein Glockenguss, den ich beobachten konnte. Das entschädigte mich für die bisher doch recht erlebnisarme Tour.
Von Brockscheid zum Naturschutzgebiet Holzmaar
Hinter Brockscheid wird der Maare-Pfad abwechslungsreicher. Schon in Brockscheid entdecke ich am Spritzenhaus ein Faksimile einer alten Karte der Vulkaneifel, ein Blockhaus, das den Namen wirklich verdient und die künstlerische Interpretation einer Wandergruppe(?).
Es geht nun hinunter zum Brockscheider Bach und ins Tal des Hürtzbach und dann hinauf in ein Waldgebiet, durch den der Maare-Pfad zum Birkenhof führt. Hinter dem Birkenhof überquere ich die A1, deren Geräusche schon kurz vor und auch kurz nach der Querung deutlich hörbar sind. Am Waldrand entlang geht es dann ins Sammetbachtal, an dem ich immer noch eine besondere Beziehung habe habe.
Der ehemals naturferne Sammetbach war mit seiner hohen Nährstofffracht eine erhebliche Belastung für das von ihm durchflossene Holzmaar. Ich war vor etwa 20 Jahren als Koblenzer zusammen mit meinem Sohn gerade Mitglied im Angelverein Gillenfeld geworden, als ‚unser‘ Verein unter Federführung des Biotopbetreuers die Renaturierungsarbeiten am Sammetbach in Angriff nahm. Noch heute sind wir auf einer Infotafel am Sammetbach bei der ‚Arbeit‘ zu sehen.
Den Sammetbach muss man je nach Wasserstand mit einem Sprung oder auf Steine tretend überqueren, heute reicht es, wenn ich mir zwei, drei größere Steine ausgucke, auf die ich treten kann. Aus dem Bachtal geht es nun hinauf zum kleinsten Maar der Eifel, dem Hetsche Maar. Es bildet zusammen mit dem Dürre Maar und dem Holzmaar ein Vulkansystem.
Vom Hetsche Maar geht es über einen kurzen Pfad zum Dürre Maar, das vor mehr als 25.000 Jahren entstand. Das Maar ist heute fast verlandet, im Maarkessel befindet sich ein Übergangsmoor, das aus Sphagnum- und Braunmoostorfen aufgebaut ist. Damit gehört es wie Mosbrucher Weiher, Strohner Määrchen und Mürmes zu einem in Mitteleuropa einzigartigen Naturphänomen.
Vom Holzmaar zum Pulvermaar
Mein nächstes Ziel ist das Holzmaar, ein wahres Naturparadies. Umrahmt von einem fantastischen Buchenwald ist das Holzmaar sicher der Hauptakteur im Ensemble dreier Maare – Holzmaar · Dürres Maar · Hitsche Maar. Angler lieben das fischreiche Gewässer, Naturfreunde geraten bei der Beobachtung von Haubentaucher und Großem Granatauge ins Schwärmen. Seinen Namen erhielt es übrigens zu einer Zeit, als es als Wasserquelle für die nahegelegene Holzmühle diente: Der Maarkessel nahm das künstlich gestaute Wasser des Sammetbaches auf, der wohl über 400 Jahre die Mühle des Werkes antrieb.
Ich umrunde das Holzmaar zur Hälfte und gelange über den Maarhang auf den Wanderparkplatz an der L16 oberhalb von Gillenfeld. Es geht in südöstliche Richtung in den Wald, bevor ich dann ins Tal nach Gillenfeld abbiege. Es geht durch den Ort, am alten Backes vorbei zum Kirchberg mit der Pfarrkirche Sankt Andreas und einer Mariengrotte nach dem Vorbild von Lourdes.
Hinter dem Ort verläuft der Weg oberhalb des Laubach und dann geht es über ein kurzes Straßenstück zum Pulvermaar. Auf dem Rundweg umgehe ich das Pulvermaar zur Hälfte, bevor ich über den Maarhang ins Feriendorf Pulvermaar, dem Zielpunkt der heutigen Etappe, aufsteige.
Mein Fazit zur ersten Etappe des Maare-Pfades
Das Attribut »Weltklassestart in Schalkenmehren« ist ziemlich übertrieben, die Strecke bis Brockscheid ist wenig abwechslungsreich, verläuft größtenteils über Asphalt und Schotter. Der Erlebniswert steigt in und nach Brockscheid dramatisch, vor allem, wenn man das Glück hat, einen Glockenguss zu erleben. Aber es finden stündliche Führungen in der Glockengießerei statt. Das sollte man unbedingt einplanen. Nach Brockscheid beginnt der Maare-Pfad sein Namens-Versprechen einzulösen. Hier kommt man an vier Maaren vorbei und auf der zweiten Etappe stehen noch einmal zwei Maare auf dem Programm. Das siebte Maar -— das Schalkenmehrener -— sieht man nur aus der Ferne. Alles in allem eine Tour die lohnt. Möglicherweise sollte man erst in Brockscheid starten.
Pingback: Maare-Pfad in der Vulkaneifel – Etappe 2 vom Pulvermaar nach Lutzerath – Wanderbare Vulkaneifel