»Nun ist der dritte Heilige fällig«, denke ich und plane für dieses Wochenende eine Tour auf dem Wendelinusweg ein. Nach dem Antoniusweg um Ellscheid und dem Appoloniaweg um Winkel vervollständigt der Wendelinusweg um Immerath das Trio der nach den jeweiligen Ortsheiligen benannten örtlichen Wanderwege rund um das Pulvermaar. Die Wetterprognose bietet nur durchwachsene Aussichten, zumindest ist nicht mit Starkregenschauern wie in den letzten Tagen zu rechnen. Also los!
Meine Tour auf dem Wendelinusweg
Start in den Wendelinusweg für mich ist der Wanderparkplatz oberhalb des Immerather Maar. Dort befinden sich zwei Stationen des Immerather Parcours der Sinne: Ein aus Hainbuchen angepflanztes Labyrinth und ein Barfußpfad.
Das Immerather Maar
Zunächst geht über einen steilen Pfad an’s malerisch gelegene Immerather Maar, an dem meist eine wohltuende Ruhe herrscht. Das Maar ist wenig bekannt und wird daher oft nur von Karpfenanglern besucht. Der fast kreisrunde Maarkessel wird heute nur zur Hälfte mit Wasser gefüllt und bildet einen Halbkreis. Es ist das kleinste und flachste aller Eifelmaare mit der maximalen Tiefe von 2,80 m, die durchschnittliche Tiefe beträgt 1,50 m. Ein etwa 800 m langer Rundweg führt um das Maar.
Um das Jahr 1750 wurde das Maar durch einen Maarbach abgelassen und trockengelegt und diente im Weiteren als Weide. Die Maarfläche war sogar parzelliert. Zwischen 1914 und 1918 verwilderte der Bach, es kam zu einem erneuten Aufstau und zur Ausbildung eines flachen Maares. Die Höhe des Wasserspiegels hat sich seitdem kaum wesentlich verändert. (Quelle)
Auf dem Wendelinusweg zu den Immerather Mühlen
Der Wendelinusweg führt am westlichen Ufer um das Maar herum und kreuzt im Südosten den Maarbach, der unterhalb des Maarbergs durch ein idyllisches Tal fließt. Der Wendelinusweg führt etwas oberhalb am Maarbach entlang zur Immerather Mühle. Kurz vor der Mühle fließt der Nürbach in den Maarbach, der später in den Üßbach mündet. Der letzte Abschnitt des Weges vor der Mühle zeigt mir, dass die Vulkaneifel Teil des Rheinischen Schiefergebirges ist, ist der Weg doch mit Schieferbruch übersät.
Die Immerather Mühle wirkt verlassen und unbewohnt, obwohl dort landwirtschaftliches Gerät und auch ein Traktor herumsteht. Auf mein Rufen erhalte ich keine Antwort, so dass ich mich etwas umsehe. Der Mühlenbetrieb ist mit Sicherheit eingestellt, nur das Zunftzeichen des Müllerhandwerks prangt in alter Frische an der Hauswand. Die Nebengebäude der Mühle sind heute nur noch Lost Places.
Es wird zunehmend wolkiger, die Sonne blitzt nur noch ab und zu durch die Wolkenlücken. Da der Wendelinusweg entlang des Üßbaches aufgrund der Wegführung sowieso nicht von der Sonne verwöhnt wir, ist es hier im Üßbachtal auch zunehmend düsterer. Es geht noch ein Weilchen oberhalb des Maarbaches entlang, die Charakteristik des Weges wechselt häufig: Mal schlage ich mich durch zugewucherte Pfade, mal geht es an Felsvorsprüngen entlang.
Hoch über dem Üßbach zur Katzenlay
Bald biegt der Wendelinusweg in nördliche Richtung in das Üßbachtal ab. Je länger ich diesen Abschnitt gehe, umso mehr erinnert mich der Wendelinusweg hier an den Lieserpfad. Der weg führt am steilen Talhang in beträchtlicher Höhe über dem unten strömenden Üßbach (heute schon ein reißendes Flüsschen) entlang. Der Weg ist schmal, so dass hier keine Forst- oder andere Fahrzeuge fahren können und so in einem tollen Zustand, was man derzeit beileibe nicht von allen Wanderwegen behaupten kann.
Bald erreiche ich die Katzenlay, wo ein hübscher Rastplatz auf mich wartet. An der Katzenlay laufen am Wendelinusweg mehrere Routen zusammen, unter anderem gelangt man hier auch auf den Maare-Thermen-Pfad, eine Zwei-Tages-Tour von Ulmen nach Bad Bertrich. Wenige Meter hinter dem Rastplatz sehe ich tief im Tal des Üßbach die Neumühle liegen.
Der Wendelinusweg erhält auch nach der Katzenlay seinen abwechslungsreichen Charakter, obwohl er etwas breiter wird. Umgestürtzte Bäume müssen umgangen oder unterklettert werden, Felsstürze säumen den Weg. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, dass ich lieber weit weg wäre, wenn solche Brocken aus der Wand auf den Weg stürzen. Nun ja, es ist zwar trüb, aber trocken und so ist die Gefahr heute eher gering. Über Wetter und Fels sinnierend erreiche ich den Rastplatz Annbach, der auf einer Felsnase liegt und wunderbare Ausblicke über das Üßbachtal und die Vulkaneifel bietet. Schade, dass es so grau ist!
Auf dem Wendelinusweg weiter nach Immerath
Ein Blick auf die Karte zeigt, dass ich mich langsam der L16 zwischen Lutzerath und Immerath nähere. Den ersten akustischen Kontakt habe ich — wie so oft in der Saison — mit einer Kolonne Motorradfahrer, die im Tiefflug über die schmalen Vulkaneifelstraßen rasen, obwohl die Schönheit der Eifel doch eher zum Cruisen einlädt.
Die Wege sind frisch gemulchert, zum Glück. Denn mit hohem Gras bestanden wären die Wege hier in der Nähe der Straße nur schwerlich zu erkennen. Auch der Übergang zur Straße, der einfach über die Böschung führt, ist nur deshalb auffindbar. Nun ja, Glück gehabt. Vor einer Woche sah das sicher noch anders aus.
Nach der Überquerung der Straße gehe ich über den Heckenberg, im Üßbachtal unten liegt die Heckenmühle, die ich aber nur erahnen kann, da der Weg ziemlich zugewachsen ist. Ich komme in den Weiberbüsch, umrahmt von einem in der Vulkaneifel untypischen Fichtenbestand. Angepflanzt vor vielen Jahren, um das Holz schnell ernten zu können. Heute unwirtschaftlich geworden, überlässt man den Wald sich selbst, der nun einen gespenstischen Eindruck macht. Zum Glück ist das nur ein kurzer Abschnitt, bevor ich wieder in lichten Laubwald aus Buchen und Eichen galnnge.
Ich gehe ein Seitental des Üßbach entlang, das von einem namenlosen Bach gegraben wurde. Der Bach kommt aus den Feldern um den Kreuz- und Tommelhof, die hier oben liegen. An einer Lichtung kreuze ich den Bach, über den ich dann auf einem schmalen Pfad ins offene Feld hinaustrete.
Bald bin ich am Kreuzhof, von hier sind es noch 200 m über eine schmale Straße und ich stehe am Immerather Risch, neben dem Immerather Maar zum Doppelmaar-Systen Immeraths gehörend. Der Wendelinusweg führt hier rund 500 m dicht an der L16 entlang und bietet einen fantastische Ausblick auf das an den Hängen des Risch liegende Dorf Immerath. Hier eine aus mehreren Einzelbildern gestitchtes Panorama.
Der Wendelinusweg führt am Risch entlang zur Dreifaltigkeitskapelle hoch über Immerath und dann weiter über den Kreuzweg hinunter ins Dorf. Hier gelange ich auf die Hauptstraße und die ’normale‘ Streckenführung des Wendelinusweg führt durch den Ort. Da ich nicht einkehren will und den Ort gut kenne, wähle ich eine Route zwischen Maarhang und Dorf, die auch die Erkunder von Natur aktiv erleben vorschlagen (Tour 67). Am Ende des Dorfes treffe ich wieder auf den Wendelinusweg.
Hier am Ortsrand geht es noch einmal heftig bergan, die Maarhänge sind echte Herausforderungen. Aber mitten im Hang steht ein Wildkirschenbaum, dessen Äste tief herab hängen. Also erst noch einmal ein kurzer Halt mit einer schmackhaften Kirschenmahlzeit. Die Kirschen sind zwar klein, schmecken aber ausgesprochen gut und sind garantiert ungespritzt! Oben am Hang führt der Wendelinusweg durch die Immerather Streuobstkultur ans Immerather Maar. Ein letzter Blick von oben auf das grün schillernde Maar und ich bin wieder am Ausgangspunkt.
Mein Fazit zum Wendelinusweg
Von den Heiligen drei Wegen in der Umgebung des Pulvermaar, die ich in den letzten Wochen gegangen bin, ist der Wendelinusweg sicher der vulkaneifel-typischste: Bietet er doch alles, was die Vulkaneifel ausmacht: Maare, idyllische Bachtäler, Pfade hoch im Steilhang und wundervolle freie Blicke über die Höhen der Vulkaneifel.
Der Straßenanteil ist mit deutlich unter 1 % (sofern man meiner Route bei Immerath folgt) auch äußerst gering, reine Schotterwege gibt es nicht. Das ist für die Wanderrouten in der Vulkaneifel sicher die Ausnahme. Die Wege sind meist schmal, gut begehbar und in ausgezeichnetem Zustand. Die Markierung des Wendelinusweg ist bis auf ein, zwei Punkte, an denen ich etwas suchen musste, ausgezeichnet. Und der Weg ist bis auf die Umgebung von Immerath wenig frequentiert. Fazit: Unbedingt mal einplanen, zumal er mit 12 km auch eine nette Halbtagestour ist.
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