Herbstwanderung im Nebel – Die Natur hält den Atem an

Nach zwei Wochen intensiven Erlebens —zunächst auf dem Zertifizierungskurs zum Wanderführer DWV und dann an dem darauf folgenden Wanderblogger-Wochenende in der FerienRegionPulvermaar — die mich mit neuen Eindrücken und Erlebnissen schier überfluteten, war eine „Kopf-Frei-Wanderung“ angesagt. Nebliges Oktoberwetter, das akustische und optische Reize, die weiter als 50 m entfernt waren, von mir fernhielten, war dazu wie geschaffen für eine Herbstwanderung.

Teilstrecken der Bloggerwanderung wollte ich noch einmal abgehen und dies mit einem Blick in die Nebelwand vom Ellscheider Sauberg verbinden. Zumal dort ein neues geologisches Highlight entsteht, über das ich hier nicht mehr verraten möchte.

Vom Pulvermaar zum Ellscheider Fenster auf dem Sauberg

Aus naheliegenden Gründen startete ich am Feriendorf Pulvermaar. Alternative Startpunkte wären der „Pflanzgarten“ mit Peter Lauers Eifelstopp oder der Geflügelhof Janshen in Ellscheid. An beiden Orten sind Parkplätze vorhanden. Vorbei an neu entstehenden Holiday Park, in dem Claudia und Anita von Aktiv Durch das Leben und der Waldrian Thomas Kerscher während des Bloggertreffens übernachteten, ging es zunächst in die Laubach und das Ellscheider Maar. Von hier ein erster Aufstieg am Geflügelhof Jahnsen vorbei auf den Ellscheider Sauberg. Das dortige „Ellscheider Fenster“ — an schönen Aussichtspunkten rund um Ellscheid gibt es 5 davon — zeigt in eine weiß-graue Wand, wo ansonsten der dortige Blick ins Ellscheider Maar nur eine neue Reizüberflutung auslösen würde.

Auf der weiteren Herbstwanderung kommt mir zum Glück das Gestaltungsprinzip „Goldener Schnitt“ in den Sinn, so dass ich einmal 31% mit grüner Landschaft und 69% mit ruhigem Hintergrund fotografieren kann. Beim darauffolgenden Foto eben andersherum: 69% Landschaft und 31% weiß-grau. Das gilt übrigens für beide Formate: Landscape und Portrait. 😉

Sobald ich wieder in die Nähe des Waldes gelange, ist es natürlich vorbei damit. Hier muss ich eigentlich schon wieder überlegen. Aber ich wollte mir ja den Kopf frei wandern, und so halte ich auf dem Weg zum Mürmes, der mich an Waldrändern entlang und durch einen hübschen Kieferwald zunächst zu den Keltengräbern führt, einfach drauf. Bei der Landschaft kein Risiko. Die Keltengräber liegen in Laub und Dunst versteckt, so dass ich dort einfach weitergehe.

Die Herbstwanderung führt mich wieder an den Mürmes

Es dauert nicht lang und ich komme zum Mürmes, einem noch teilweise mit Wasser gefüllten Zwischenmoor, das heute noch mystischer daherkommt als am letzten Wochenende, als ich hier mit den Bloggerkolleginnen und Bloggerkollegen unterwegs war.

Ich setze mich eine ganze Weile auf die Bank an der neu angelegten Brücke am Überlauf und lasse den Mürmes auf mich wirken. Die zunächst wegflatternden Enten kommen zurück und beäugen mich aus sicherer Entfernung. Oder bilde ich mir das nur ein und sie beachten mich in Wahrheit gar nicht? Wachsam sind sie jedenfalls, als ich aufstehe und weitergehe, sind sie sofort wieder weg.

Von Saxler ans Vulkansystem Holzmaar

Der Mürmes liegt zwischen Ellscheid und Saxler, einem Örtchen mit knapp 80 Einwohnern und einer hübschen Kapelle. Kurz hineingehen lohnt. In der Kapelle findet man ganz besondere kunsthistorische Raritäten: Die Bauern–Kirchenbänke von 1716 und ein äußerst seltenes Fachwerk–Deckengewölbe in der Apsis mit symmetrisch zueinander stehenden gebogenen Balken.

Saxler liegt im Gebiet der früheren Fischweiher des Kurfürsten von Trier und hatte früher eine Insellage: Das Gebiet, in dem sich nach der Trockenlegung der Weiher heute weitflächig Weiden befinden — teilweise werden sie heute renaturiert wie der Mittenweiher — war früher eine riesige Wasserfläche.

Heute ist das anders und so quere ich das Örtchen trockenen Fußes um auf dem Antoniusweg zur Waldschule der Kindertagesstätte Gillenfeld aufzusteigen. Der wird wohl aufgehübscht und so entsteht neben Barfußpfad, Klettergärten auch ein „Thingplatz“ für ausgiebige „Beratungen“ mit den Erzieherinnen. Hinunter geht’s dann in die Laubach und durch die Alfbachauen bei Gillenfeld und einem Vogelschutzgebiet hinauf zum Naturschutzgebiet am Holzmaar.

Herbstwanderung zurück zum Pulvermaar

Zum Vulkansystem „Holzmaar – Dürre Maar – Hetsche Maar“ gehört mit dem Hetsche Maar das kleinste Maar der Eifel, das ein vorbeigehender Wanderer ohne das Hinweisschild möglicherweise überhaupt nicht wahrnehmen würde. Das trocken gefallene Kleinst-Maar ist heute ein Feuchtbiotop, das Fröschen und Kröten (mundartlich Hetsche) Heimat bietet. Um die Hetschenkönigin ranken sich Mythen und Märchen, denen auf dem entlang verlaufenden Märchenpfad ausgiebig gehuldigt wird.

Am Dürre Maar treffe ich auf heute so selten sichtbare lebende Wesen: Schafe, die das Buschwerk am Maarrand kurz halten, um einer Verbuschung vorzubeugen und den für die Vulkaneifel so typischen Magerrasen (Stichwort: Arm und Wertvoll) zu erhalten. Über ein Teilstück des Märchenpfades komme ich zum Holzmaar.

Der Nebel hat sich inzwischen etwas verzogen und ist einer unbestimmten Trübnis gewichen. So kann ich das ganze Maar überblicken und umrunde es zu etwa der Hälfte gegen den Uhrzeigesinn. Dann mache mich auf zum schon erwähnten Eifelstopp, dem Wander- und Erlebnistreff, zu dem seit dem Besuch der Blogger viel auf Twitter und Facebook geschrieben wurde.

Heute, am Donnerstag, hat er geschlossen. Ich muss mich also unversorgt auf den Weg zurück zum Pulvermaar machen. Ich nehme heute einen etwas anderen Weg als üblich, sehe so zum ersten Mal das Juseps-Heiligenhäuschen, erlebe ein schöne Art der Dreifelderwirtschaft und erreiche über das Strohner Märchen und am Römerberg vorbei wieder das Pulvermaar. Das liegt herbstlich still vor mir, ein einsamer Tretbootfahrer nutzt die letzten Tage der Saison und zeigt einem schwerfälligen Anglerboot, was eine Harke ist. Noch ein kurzer steiler Aufstieg und ich bin zurück im Feriendorf.

Herbstwanderung

Herbstwanderung: Die Route

Die zurückgelegte Strecke war 22,5 km lang, gegangen bin ich (mit Pausen & fotografieren) 9 Stunden. Aufstiege insgesamt 430 m, steilster Aufstieg 44% Steigung. Abstiege insgesamt 381 m, stäkstes Gefälle 20,8 %. Höchster Punkt 484m, tiefster Punkt 394 m. Die Route ist mittelschwer, vor allem wegen der Länge.

Herbstwanderung - Die Route
Herbstwanderung - Das Profil

Kategorie Ferienregion Pulvermaar, Vier, Wandern

Als Westfale verschlug es Herbert Peck Anfang der 1980ger Jahre nach Koblenz und vor einigen Jahren dann monatsweise in die Vulkaneifel. Begeistert von der Landschaft und den vielfältigen Freizeitmöglichkeiten (Wandern, Biken, Fischen) , hat er sich vorgenommen, andere daran teilhaben zu lassen. Er ist zertifizierter Wanderführer im Deutschen Wanderverband (Wanderführer DWV) und führt Interessierte gerne über nicht so bekannte Pfade & Wege